24h Lieferantenwechsel: Was Sie jetzt wissen müssen

Was ist ein Lieferantenwechsel?

Ein Lieferantenwechsel beschreibt den Prozess, bei dem eine Verbrauchsstelle den bisherigen Energieversorger wechselt. Dies kann aus verschiedenen Gründen geschehen, wie zum Beispiel günstigere Preise, höhere Qualität der Dienstleistungen sowie verbesserte Lieferkonditionen. Im März 2024 hat die Beschlusskammer 6 der Bundesnetzagentur (BNetzA) die Umsetzung des im §20a Energiewirtschaftsgesetz (EnWG) festgelegten Vorgangs des Strom Lieferantenwechsels binnen 24 Stunden im Beschluss BK6-22-024 zum 01. April 2025 festgelegt. Die Wechselfrist von 24 Stunden tritt am 07. April 2025 um 00:00 Uhr erstmals in Kraft. Der Paragraph 20a ist eine Umsetzung der EU-Richtlinie 2019/944 und zielt darauf ab, den Wettbewerb im Endkundengeschäft zu steigern.

 

Welche Änderungen kommen auf Lieferanten und Netzbetreiber zu?

Die neuen Regelungen bringen bedeutende Änderungen für Lieferanten und Netzbetreiber mit sich. Neben der Einführung neuer Prozesse wie der Identifikation der Marktlokations-ID (MaLo-ID) wurden bestehende Abläufe neu strukturiert, modularisiert und mit zeitlichen Fristen versehen. Dadurch soll für die Endkunden ein Lieferantenwechsel innerhalb 24 Stunden (LFW24) an jedem Werktag gewährleistet werden. Diese Prozessänderungen gehen mit einer Restrukturierung der Geschäftsprozesse zur Kundenbelieferung mit Elektrizität (GPKE), Wechselprozesse im Messwesen (WiM) und Wechselprozesse für Einspeisestellen (MPES) einher, wobei die MPES-Prozesse in die GPKE integriert werden. Somit ergeben sich folgende Änderungen im Überblick:

  • Einführung neuer Prozesse
  • Neustrukturierung und Modularisierung bestehender Prozesse
  • Implementierung von Fristen zur Einhaltung des 24 Stunden Lieferantenwechsels
  • Integration der MPES-Prozesse in die GPKE

 

Lieferantenwechsel Strom

Mit der Umsetzung von §20a haben Lieferanten künftig ab Prozessanstoß lediglich 24 Stunden Bearbeitungszeit. Um diese Fristverkürzung zu realisieren, ergeben sich diverse Veränderungen sowohl in den Prozessen der GPKE und WiM als auch für die Endkunden. Die GPKE wird grundlegend restrukturiert und umfasst zukünftig die aktuell durch die MPES beschriebenen Prozesse. Darüber hinaus wird die GPKE in vier und die WiM in zwei Dokumente aufgeteilt. Neben der Prozessrestrukturierung und den neu definierten und verkürzten GPKE Fristen zum Lieferantenwechsel reduzieren sich die Prozessfristen auch durch die Einführung vorgelagerter Prozesse. Zu den Neuerungen gehören:

  • Geschäftsdatenanfrage: Frist von fünf auf einen Tag verkürzt.
  • Ermittlung der MaLo-ID: Neue Frist von zwei Stunden, abgewickelt durch API-Webdienste.
  • An- und Abmeldungen ausschließlich zu einem in der Zukunft liegenden Termin möglich: Keine rückwirkenden Ein- und Auszüge mehr. Dadurch sollen die Fristen für den Lieferantenwechsel Strom eingehalten werden.
  • Abschaffung des asynchronen Bilanzierungsmodells: Vermeidung parallellaufender Bilanzierungsmodelle.

 

Lieferantenwechsel Gas

Nach aktuellem Stand soll der Gas Lieferantenwechsel von den Veränderungen im Strombereich unberührt bleiben. Folglich ist ein 24h Lieferantenwechsel in Bezug auf Gas zunächst nicht vorgesehen. Allerdings wird der 04. April 2025 in den GPKE/GeLi Gas-Feiertagskalender aufgenommen und die neuen EDIFACT-Formate müssen ab diesem Tag angewendet werden.

 

Was für Auswirkungen hat dies auf die Marktrollen in der Energieversorgung?

Die neuen Lieferantenwechsel Fristen und Prozesse bringen einige Änderungen für die Marktrollen mit sich. Insbesondere für Netzbetreiber ergibt sich hier durch den Wegfall der Stammdatensynchronisation eine signifikante Veränderung, da die Rolle des Stammdatenverteilers entfällt und die Übermittlung der Daten künftig durch den Verantwortlichen erfolgt. Lieferanten müssen sich durch den 24h Lieferantenwechsel auf ein erhöhtes Wechselaufkommen einstellen. Um Risiken möglicher Datenschiefstände zu minimieren, lautet die Empfehlung der BDEW zum 24h Lieferantenwechsel, dass bestimmte Prozesse im Massengeschäft um den Formatwechsel herum minimiert bzw. pausiert werden sollen. Dies betrifft insbesondere das Verteilen von Informationen, das Senden von Anfrage- und Antwort-Nachrichten sowie offene und zu migrierende Vorgänge zum Umstellungszeitpunkt.

 

Wie können wir Sie beim 24h Lieferantenwechsel unterstützen?

Die Umsetzung des 24h Lieferantenwechsels stellt die Marktrollen der Energiewirtschaft vor große Herausforderungen, da die neuen und geänderten Prozesse des 24h Lieferantenwechsels technisch abgebildet werden müssen. Neben der Einführung und Restrukturierung von Prozessen werden Prozessfristen beim Wechselvorgang stark verkürzt. Außerdem werden neue Prozesse eingeführt, die unter anderem auf der Verwendung von API-Webdiensten basieren. Dank unserer langjährigen Erfahrung in SAP und unserer fachlichen Expertise in der Energiewirtschaft, unterstützt bpc Sie umfassend bei der Einführung des 24h Lieferantenwechsels und begleitet Sie entsprechend Ihrer Wünsche und Bedürfnisse bei dem Formatwechsel im April 2025, um die Herausforderung bestmöglich zu meistern.

Häufig gestellte Fragen

Was bedeutet der 24h Lieferantenwechsel?

Der LFW24 ist eine durch die EU beschlossene Vorgabe, die den Wechsel für Stromkunden innerhalb 24 Stunden sicherstellen soll. Dadurch soll der Wechselservice für die Endkunden vereinfacht und eine Wettbewerbssteigerung zwischen den Lieferanten im Energiemarkt erzeugt werden.

Wie kann der 24h Lieferantenwechsel abgebildet werden?

Zur Abbildung des Lieferantenwechsels müssen bei den entsprechenden Marktteilnehmer:innen die neuen Prozesse implementiert und bestehende Prozesse restrukturiert werden. Der neue Prozess zur Ermittlung der MaLo-ID erfordert die Einführung von API-Webdiensten.

Welche Vor- und Nachteile gibt es beim 24h Lieferantenwechsel?

Die Einführung des LFW24 geht mit zahlreichen grundlegenden, strukturellen Veränderungen einher. Für die Marktrollen entsteht der Nachteil eines großen Umstellungsaufwandes. Während die forcierte Wettbewerbssteigerung einen Nachteil für den Lieferanten bedeuten kann, stellt sie für die Endkunden einen Vorteil dar. Aber auch für die Marktrollen ergeben sich Vorteile durch die Reduktion des Umsetzungs- und Pflegeaufwands der Prozesse sowie einer höheren Prozessresilienz. Darüber hinaus soll durch die Einführung des Lieferantenwechsels eine höhere Klarheit der prozessualen Vorgaben und eine bessere Datenqualität realisiert werden.

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